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Spezialisierte Untersuchungen
Es ist durchaus möglich, dass bei einem Patienten ein Spermiogramm-Normalbefund vorliegt und dennoch keine Schwangerschaft eintritt. In diesen Fällen sollte der Patient ein Spermiogramm nach den strengen Krüger-Kriterien und – auf Empfehlung des Facharztes bzw. der Fachärztin für Reproduktionsmedizin – zusätzliche spezialisierte Tests wie einen SDI-Test, einen HALO-Test, einen Anti-Spermien-Antikörper (ASA)-Test, einen Spermien-Vitalitätstest, eine Untersuchung des Ejakulats auf das Vorhandensein von Leukozyten (weißen Blutkörperchen) sowie einen Antioxidantien-Test durchführen lassen.
SDI-Test (Spermien-DNA-Integritätstest)
Die Qualität der Spermien-DNA ist entscheidend für die Befruchtung und die richtige Entwicklung des Embryos. Es ist durchaus möglich, dass bei einem bestimmten Patienten ein Spermiogramm-Normalbefund vorliegt und dennoch keine Schwangerschaft eintritt. Das Fehlen von Spermiogramm-Normabweichungen bedeutet nicht notwendigerweise das Fehlen eines Reproduktionsproblems beim Mann. In diesen Fällen sollte der Patient ein ausführlicheres Spermiogramm und einen SDI-Test durchführen lassen.
Die Qualität des Spermien-Chromatins ist ein sehr wichtiger Faktor für die männliche Unfruchtbarkeit, insbesondere für den Beitrag des genetischen Materials der Spermien zur frühen Embryonalentwicklung. Die Untersuchungen zur Chromatinstruktur sind prognostisch für die Entwicklung der Befruchtung und den Erfolg künstlicher Befruchtungsverfahren. Der Test gibt Auskunft über die Verteilung von Spermien ohne Fragmentation (ohne Brüche der DNA im Erbgut der Spermien), Spermien mit fragmentierter DNA und solchen mit unreifem Chromatin. Der Grad der Erbgut-Störung der Spermien wird numerisch ausgedrückt, und die Information wird in % durch 2 Indizes dargestellt – DFI (Index, der die Fragmentation anzeigt) und HDS (Index der DNA mit unreifem Chromatin).
Die bislang durchgeführten Untersuchungen belegen, dass die Spermien nach ihrem Fragmentationsindex im Verhältnis zu ihrer Befruchtungsfähigkeit in 3 Gruppen eingeteilt werden:
- mit ausgezeichneter Zeugungsfähigkeit – DFI < 15 %
- mit guter Zeugungsfähigkeit – 15% > DFI < 30 %
- mit geringer Zeugungsfähigkeit – DFI > 30 %
- erhöhtes Risiko für einen Embryonenverlust in den ersten Schwangerschaftsmonaten - HDS > 20 %
- Da der SDI-Test unabhängig von den konventionellen Spermaparametern ist, kann anhand der Testergebnisse ein Patient mit normalen Spermaparametern identifiziert werden, der DNA-Schäden in einem Ausmaß aufweist, das mit dem von unfruchtbaren Männern mit abnormalen Spermien vergleichbar ist. Schlechte Testergebnisse sind häufiger bei Männern zu beobachten, die anormale Samenparameter aufweisen (anormale Spermienzahl, -beweglichkeit und/oder -morphologie).
HALO TEST – eine Methode zur Beurteilung der DNA-Schäden
Im Wesentlichen ist dieser Test dem SDI-Test ähnlich. Er drückt die strukturelle Chromatin-Integrität in Spermien in % aus. Er wird bei Patienten mit einer verminderten Spermienkonzentration im Ejakulat angewendet (Konzentration von weniger als 3 Millionen Spermien im Gesamtvolumen).
Spermien- Vitalitätstest
Bei diesem Test werden die Spermien angefärbt, um festzustellen, wie viel Prozent der Spermien vital sind (Dies ist erforderlich, wenn keine beweglichen Spermien vorhanden sind oder der Anteil der unbeweglichen Spermien über 72% liegt).
Antioxidantien- Test
Der oxidative Stress ist ein integraler Bestandteil der Stoffwechselprozesse in jedem lebenden Organismus, der Sauerstoff als Oxidationsmittel verwendet. Es handelt sich um einen Zustand, bei dem die Prozesse der Homöostase (Gleichgewichtsprozesse im Körper) gestört sind und es zu einer kaskadenartigen Zunahme und Anhäufung von freien Radikalen im menschlichen Körper kommt, die die Spermatogenese gefährden. Dies ist auf eine Besonderheit des Spermiums zurückzuführen – in den meisten Körperzellen besteht die Membran aus gesättigten Fettsäuren, im Spermium – aus ungesättigten Fettsäuren, die stärker polar sind und dadurch zur Zielscheibe für freie Radikale werden. Wenn die freien Radikale die Spermienmembran angreifen, beeinträchtigen sie ihre Integrität, und das Spermium verliert ihre Hauptfunktion, ihre selektive Durchlässigkeit, wodurch verschiedene Toxine sie in beide Richtungen passieren.
Um mit den freien Radikalen und dem oxidativen Stress im Allgemeinen fertig zu werden, verfügt der menschliche Körper über so genannte antioxidative Abwehrkräfte, die aus mehreren spezialisierten Enzymen bestehen – riesige Proteinkomplexe mit der Fähigkeit, freie Radikale leicht und schnell abzufangen und in für den Körper unschädliche Stoffe umzuwandeln. In unseren Breitengraden fehlen leider einige wichtige Mikronährstoffe, mit denen diese Enzyme arbeiten, weshalb der oxidative Stress hier besonders ausgeprägt ist. Aus diesem Grund ist es bei Patienten mit Spermatogenese-Problemen ungeklärten Ursprungs ratsam, nach dem Einfluss von oxidativem Stress als Ursache zu suchen. Selbst bei normalen Spermaparametern im Falle einer ungeklärten Unfruchtbarkeit kann die Ursache ein bislang nicht festgestellter oxidativer Stress sein.
Die freien Radikale greifen das Erbgut der Spermien an. Da die Funktion der Spermien gerade darin besteht, dieses Erbgut auf die Eizelle zu übertragen und damit den zukünftigen Embryo zu bilden, besteht bei einer Schädigung des Spermien-Erbguts auch für den Embryo das Risiko, dass er sich nicht normal entwickelt oder nicht lebensfähig ist. Daraus ergibt sich das Problem der Zeugungsunfähigkeit.
Wie wird oxidativer Stress diagnostiziert?
Oxidativer Stress wird mit einem so genannten Antioxidantien-Test diagnostiziert, einem spezifischen Test zur Messung der Aktivität von zwei wichtigen antioxidativen Enzymen im Sperma, im Samenplasma und in den Spermien selbst – Glutathionperoxidase (GPx) und Superoxid-Dismutase (SOD). Die Besonderheit dieses Tests besteht darin, dass er im Gegensatz zu anderen Labors, die zu diesem Zweck Blutserum verwenden, im Krankenhaus „Nadezda“ so angepasst ist, dass er die Enzymaktivität direkt in den Spermien untersuchen lässt.
Welches sind die Faktoren, die den oxidativen Stress beeinflussen?
- Zunächst einmal – Stress. Stress kann dazu führen, dass sich der Körper selbst zerstört, indem er eine größere Menge an Toxinen (Giftstoffen), einschließlich freier Radikale, produziert
- Ungesunder Schlaf
- Ungesunde Ernährung
- Schädliche Gewohnheiten – Rauchen, Alkohol- und Drogenkonsum
- Sesshafter Lebensstil
Prävention und „Behandlung“ von oxidativem Stress
Neben Bewegung und der Umstellung der Ernährung und ungesunder Gewohnheiten spielen Nahrungsergänzungsmittel, die die fehlenden, für eine normale Enzymfunktion erforderlichen Mikroelemente (Spurenelemente) enthalten, eine wichtige Rolle bei der Prävention. Der Genesungsprozess ist langwierig, da zunächst die normale Geschwindigkeit und der normale Ablauf der Stoffwechselprozesse wiederhergestellt werden und erst dann die Wiederherstellung des normalen Spermatogenese-Zyklus und die Produktion normaler, vitaler Spermien mit guter Befruchtungsfähigkeit zu erwarten ist.
Anti-Spermien -Antikörper (ASA)-Test
Ungefähr 5-7% der Männer mit Zeugungsproblemen bilden Antikörper gegen ihre eigenen Spermien. Diese Antikörper können sich zerstörerisch auf die Befruchtungsfähigkeit der Spermien auswirken, indem sie sie umhüllen und ihre Bewegung im weiblichen Reproduktionstrakt verhindern. Die Antispermien-Antikörper können zudem die während der Befruchtung stattfindenden Wechselwirkungen zwischen Ei- und Samenzelle verhindern. In einigen Fällen können diese Antikörper die Spermatogenese negativ beeinflussen.
Antispermien-Antikörper können sich nach einer Hodenoperation, nach einem Trauma oder nach einer Vasektomie (Sterilisation des Mannes) bilden, wenn Spermien wieder in den Nebenhoden (Epididymis) aufgenommen werden. Es gibt auch Fälle, in denen das Vorhandensein von Antispermien-Antikörpern nicht erklärt werden kann. In ihrer Gegenwart werden oft Klumpen von Spermien oder so genannte Agglutinate beobachtet – Spermien haben eine negative elektrische Ladung (diese einheitliche elektrische Ladung ist die Ursache dafür, dass sich die Spermien ständig gegenseitig abstoßen), die Veränderung oder der Verlust dieser Ladung führt zu ihrer Verklumpung, der so genannten Agglutination.
Untersuchung des Ejakulats auf das Vorhandensein von Leukozyten
Das Vorhandensein von Leukozyten (über 1 Million) im Sperma ist ein Alarmsignal – ein entzündlicher Prozess des Genitaltrakts (Entzündung des Epididymis (Nebenhodens), des Hodens, der Prostata, Varikozele (Krampfaderbruch)), eine bakterielle Infektion usw. Die Leukozytospermie geht mit einem Anstieg der Zahl unreifer Spermien, einer erhöhten DNA-Schädigung und einem anschließenden Scheitern der Befruchtung einher.
Bei Abweichungen im Spermiogramm müssen zusätzliche Untersuchungen durchgeführt werden – Hormontests, Biopsie usw.