reproduktionsmedizin
"Bewahre die Hoffnung"
Das Projekt „Bewahre die Hoffnung“ ist ein langfristiges Projekt vom Krankenhaus „Nadezhda“, das die Aufmerksamkeit der Öffentlichkeit auf die Prävention, Diagnose und Prophylaxe einer Reihe von Erkrankungen und Faktoren lenken soll, die sich negativ auf die Reproduktionsfähigkeit von Frauen und Männern auswirken.
Das Risiko eines Fruchtbarkeitsverlustes und die Möglichkeiten für den Erhalt der Fruchtbarkeit sollten immer dann mit Ihrem/Ihrer ArztIn besprochen werden, wenn eine Erkrankung vorliegt, die Ihre Reproduktionsfähigkeit beeinträchtigt oder deren Behandlung sie gefährden kann.
Wenn Sie demnächst wegen einer Krebs-, Autoimmun- oder rheumatischen Erkrankung behandelt werden, finden Sie auf der Website www.zapazi.me kurze Informationen darüber, wann eine Behandlung Ihre Chancen, in Zukunft Mutter zu werden, beeinträchtigen kann.
Einschätzung der Eierstockreserve
Es gibt bereits Untersuchungen, mit deren Hilfe der Zustand der Eierstockreserve beurteilt werden kann. Leider sind sie nicht Bestandteil der routinemäßigen Prophylaxe im Fachbereich Gynäkologie und Geburtshilfe. In der Regel werden solche Untersuchungen nur von einem/einer FacharztIn für Reproduktionsmedizin in den Fällen angeordnet, in denen wegen einer problematischen Schwangerschaft bereits Hilfe beansprucht wurde. Die meisten Frauen, die sonst regelmäßig ihre weibliche Gesundheit überwachen, wissen also nicht, ob ihre Eierstockreserve von den Normen abweicht, zumal die Erschöpfung der Eierstockreserve leise und ohne Symptome verläuft.
Jede Frau, die eine künftige Schwangerschaft plant, kann die Dinge selbst in die Hand nehmen und ihre Eierstockreserve beurteilen lassen, vor allem dann, wenn bei ihr einer der Faktoren vorliegt, die sie dem Risiko einer vorzeitigen Erschöpfung ihrer Eierstockreserve aussetzen.
Als umfassende, maximal informative Vorsorgeuntersuchungen gelten Bluttests für bestimmte Hormone und eine Ultraschalluntersuchung bei einem/einer FacharztIn für Reproduktionsmedizin:
Bluttests zur Hormonbestimmung:
Das follikelstimulierende Hormon (FSH) wird am zweiten/dritten Tag des monatlichen Zyklus der Frau getestet und gibt wichtige Informationen über den Zustand der Eierstockreserve. Dies ist ein Hormon, das von der Hypophyse produziert wird und die Aufgabe hat, jeden Monat die Follikel im Eierstock „aufzuwecken“, damit sich eine reife Eizelle entwickeln kann. Mit fortschreitendem Alter und nachlassender Eierstockreserve benötigen die Follikel immer höhere FSH-Konzentrationen, um sich zu entwickeln. Die FSH-Werte können von Monat zu Monat schwanken, aber während hohe FSH-Werte – selbst bei einmaliger Messung – ein Alarmsignal für eine verminderte Eierstockreserve sind, sind niedrige FSH-Werte nicht immer eine Garantie für einen guten Zustand der Eierstockreserve. Um die FSH-Werte richtig zu interpretieren, wird das FSH in der Regel gleichzeitig mit zwei anderen Hormonen, LH (Luteinisierendes Hormon) und E2 (Estradiol), getestet.
Das AMH wird in den Granulosazellen heranwachsender Follikel (Antralfollikel) im Eierstock produziert. Das Hormon wird an einem beliebigen Tag des Menstruationszyklus der Frau gemessen und gibt Aufschluss über die Anzahl der verbleibenden Eizellen. Niedrige AMH-Werte sind ein Hinweis auf eine verminderte oder erschöpfte Eierstockreserve. AMH wird von den akzessorischen Zellen sezerniert, die für die Follikelvorbereitung verantwortlich sind, und sein Gehalt nimmt in direktem Verhältnis zur Abnahme der zukünftigen Eizellen ab. AMH ist von Fachleuten als der genaueste und geeignetste Marker für die Beurteilung der ovariellen Reserve anerkannt. Ein Wort der Vorsicht: Wenn Sie ein beunruhigendes AMH-Ergebnis erhalten, sollten Sie den Test wiederholen – der AMH-Test ist einer der „unbeständigen“ Labortests, und es ist möglich, dass sich die AMH-Ergebnisse in verschiedenen Labors unterscheiden.
Das LH wird in der Hypophyse (Hirnanhangdrüse) gebildet, es fördert die endgültige Follikelreifung und bewirkt den Eisprung (die Ovulation). Der LH-Test zu Beginn des Zyklus (am zweite/dritten Zyklustag) unterstützt die korrekte Interpretation der FSH-Messwerte, da das Verhältnis zwischen den Werten der beiden Hormone eine wichtige Orientierungshilfe für die Fachleute darstellt.
E₂ ist das wichtigste weibliche Sexualhormon, das die Hauptrolle bei der Arbeit des Eierstocks spielt. Estradiol wird vom heranwachsenden Follikel ausgeschüttet, und der steigende Estradiolspiegel, je näher der Eisprung rückt, ist ein Zeichen für die Hypophyse, die FSH-Produktion zu reduzieren. Manchmal kann dies jedoch auch früher als gewöhnlich, zu Beginn des Zyklus, geschehen. Dieser vorzeitige Anstieg des Estradiolspiegels bewirkt eine künstliche Senkung des FSH-Spiegels, so dass eine ansonsten verschlechterte Eierstockreserve scheinbar normal erscheint. Daher wird der Estradiol-Wert benötigt, um festzustellen, ob das Ergebnis der FSH-Messung als aussagekräftig anzusehen ist oder ob der Test in einem anderen Zyklus zu wiederholen ist.
Gynäkologische Ultraschalluntersuchung
- Bestimmung des Ovardurchmessers und der Anzahl der Antralfollikel – Diese Untersuchung dient der Bestimmung der Anzahl der Antralfollikel in den Eierstöcken und der Ergänzung der aus den Hormonuntersuchungen gewonnenen Informationen. Sie bietet dem/der FacharztIn für Reproduktionsmedizin eine Grundlage für eine endgültige Beurteilung des Zustands der Eierstockreserve. Obwohl sie von Zyklus zu Zyklus variiert, stellt sie eine schnelle und einfache Methode für eine „Momentaufnahme“ der individuellen ovariellen Reserve dar. Anzumerken ist in diesem Zusammenhang, dass die korrekte Interpretation der Bluttestergebnisse nur von einem/einer FacharztIn für Reproduktionsmedizin und nur nach einer Ultraschalluntersuchung vorgenommen werden kann. Abhängig von Ihrer persönlichen Krankengeschichte und von dem Vorliegen von Risikofaktoren können die Spezialisten zudem – je nach Einzelfall – die Durchführung zusätzlicher Tests empfehlen.
Erhalt der Fertilität bei autoimmunen und rheumatischen Erkrankungen
Die Krebserkrankungen können aggressiv und potenziell tödlich sein. Demzufolge kann ihre Behandlung nicht zu lange oder auf unbestimmte Zeit verschoben oder verzögert werden. Im Gegensatz zu anderen Erkrankungen, bei denen die Therapie auf einen mit den Reproduktionsplänen vereinbaren Zeitpunkt verschoben werden kann, muss die Krebsbehandlung mit relativer Dringlichkeit durchgeführt werden. Leider können viele der Methoden der Krebstherapie – Krebsoperation, Strahlentherapie, Chemotherapie, Hormontherapie – zu einer erheblichen Beeinträchtigung der Fruchtbarkeit führen. Das bedeutet, dass nach einer Anti-Tumor-Therapie die Wahrscheinlichkeit sinkt, schwanger zu werden und erfolgreich ein Kind auszutragen oder Vater zu werden. Daher sollten Sie Ihre zukünftigen Reproduktionspläne unbedingt mit einem/einer medizinischen OnkologIn besprechen. In den Fällen, in denen eine Krebstherapie diese Pläne beeinträchtigen kann (falls Sie noch keine Kinder haben oder noch einmal Mutter/Vater werden möchten), können bestimmte Maßnahmen ergriffen werden, um diesen negativen Auswirkungen der Behandlung zumindest teilweise entgegenzuwirken.
WICHTIG! Nicht alle Krebstherapien sind mit Reproduktionsrisiken verbunden, und nur Ihr/e behandelnde/r medizinische/r OnkologIn kann die für Sie am besten geeignete Therapie bestimmen. Teilen Sie ihm/ihr Ihre Fragen und Bedenken mit, und falls Sie noch keine Kinder haben und Ihre Therapie Ihre Chancen auf Kinder gefährden würde, besprechen Sie mit ihm die Möglichkeiten zum Erhalt Ihrer Fertilität.
Autoimmunerkrankungen und rheumatische Erkrankungen werden am häufigsten im Alter zwischen 20 und 40 Jahren diagnostiziert. Dies ist genau das Alter, in dem das Familienleben geplant und verwirklicht wird.
Einige Kliniken für assistierte Reproduktion in Westeuropa und den Vereinigten Staaten berichten von Autoimmunerkrankungen und rheumatischen Erkrankungen als Ursachen für bis zu 41 % der nicht-onkologischen medizinischen Indikationen für die Fertilitätserhaltung bei Frauen. Der Grund für diesen hohen Prozentsatz ist die Tatsache, dass Frauen mit Autoimmunerkrankungen in der akuten Phase der Krankheit eine immunsuppressive Behandlung mit einer bestimmten Art von Mitteln, den so genannten Alkylierungsmitteln, erhalten. Ein Beispiel für ein Alkylierungsmittel ist Cyclophosphamid, ein klassisches Zytostatikum, das auch als Chemotherapeutikum bei Krebserkrankungen eingesetzt wird. Es und seine Medikamentengruppe schädigen die Eierstockfunktion, und das Risiko einer verminderten Fruchtbarkeit nach der Behandlung hängt auch von anderen Faktoren ab, wie z.B. von dem Alter der Patientin, von genetischen Faktoren, hormonellen Faktoren usw. Selbst bei Patientinnen, die zu Beginn der Behandlung keine Amenorrhoe (Ausbleiben des Menstruationszyklus) bekommen, kann eine frühere Menopause beobachtet werden im Vergleich zu den Fällen, in denen sie keine Autoimmunerkrankung oder rheumatische Erkrankung entwickelt hätten.
Um das Risiko einer Beeinträchtigung der Fruchtbarkeit zu verringern, kann Cyclophosphamid in einigen Fällen durch Medikamente mit geringerer Toxizität für die Eierstöcke ersetzt werden. Fragen Sie Ihre/n behandelnden ArztIn nach der Anwendbarkeit in Ihrem individuellen Fall.
Bei der Behandlung von Autoimmunerkrankungen ist die Empfängnisverhütung obligat, und zudem ist es ratsam, innerhalb kurzer Zeit nach der Diagnose eine/n SpezialistIn für künstliche Befruchtung bezüglich der Aufbewahrung von Eizellen zu konsultieren.
Über die negativen Auswirkungen dieser Erkrankungen und ihrer Behandlung auf die Fruchtbarkeit der Frau gibt es inzwischen eine Fülle von Belegen, während ähnliche Auswirkungen bei Männern weit weniger untersucht wurden. Die wenigen Veröffentlichungen zu diesem Thema berichten über eine beeinträchtigte Hodenfunktion mit erhöhten LH-/FSH-Werten, Reproduktionsstörungen und das Vorhandensein von Anti-Spermien-Antikörpern (ASA).
Bei einzelnen rheumatoiden Erkrankungen kann die Fruchtbarkeit des Mannes unterschiedlich beeinträchtigt sein. Bei der Behandlung der ankylosierenden Spondylitis (Morbus Bechterew) und der Behçet-Krankheit (Morbus Behçet) beispielsweise wird die Fruchtbarkeit kaum beeinträchtigt, im Gegensatz zur Therapie des systemischen Lupus erythematodes (SLE) (bei Männern relativ selten), die die Spermatogenese erheblich beeinträchtigen kann.
Die Betreuung der reproduktiven Gesundheit des Mannes im Zusammenhang mit Autoimmunerkrankungen und rheumatischen Erkrankungen sollte nicht nur darauf abzielen, die Risiken zu klären, die die Krankheit selbst oder ihre Behandlung für die männliche Fruchtbarkeit mit sich bringt, sondern auch darauf, den Patienten über Möglichkeiten zu informieren, seine reproduktiven Fähigkeiten zu erhalten.